Goslar
Hermann Wenskowski
Schon in den letzten Jahren der Weimarer Republik engagiert sich der Goslarer Bergmann und Kommunist Hermann Wenskowski im antifaschistischen Kampf im Harz. So agitierten er und seine Genossen gegen das Treffen der sogenannten “Harzburger Front” von Nationalsozialisten, “Stahlhelm” und Deutschnationalen in Bad Harzburg im Oktober 1931. Noch bis Februar 1933 verbreitet er die KPD-Wochenzeitung “Rotes Harz-Echo”, kassiert Parteibeiträge. Im April 1933 wird er wegen angeblichem Sprengstoffbesitz und somit “Hochverrat” verhaftet und nach der Untersuchungshaft im Juni in das Konzentrationslager Moringen überführt, obwohl seine Frau und seine Mutter sich sehr für ihn einsetzen. Nichtsdestotrotz verfügte der NSDAP-Oberbürgermeister von Goslar, Droste, die sogenannte “Schutzhaft”.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem er mit drei Goslarer Genossen im KZ Moringen eingeliefert wird, versuchen die Häftlinge mit einem Hungerstreik gegen die ungerechtfertigte Inhaftierung und für bessere Haftbedingungen zu protestieren, erfolglos. Das KZ Moringen beschreibt Hermann Wenskowski unter der Kontrolle der Polizei als noch erträglich, mit der Übernahme durch die SS im Sommer 1933 wird es “die Hölle auf Erden”. Er schreibt in seinen Erinnerungen 1964: “Brutale Mißhandelungen und Schläge waren an der Tagesordnung – und wenn die Anwohner des Lagers heute ehrlich sein wollen, müssen sie bekunden, dass sie manche Nacht in ihrem Schlaf gestört wurden durch das Schreien und Wimmern der gefolterten Kameraden. – Die Qualität der Verpflegung sank merklich herab, die Entlohnung der arbeitenden Kameraden fiel fort. Für die Kameraden, welche gezwungen waren, in der Mehrzahl wegen keinerlei Beschäftigungsmöglichkeit im Lager bleiben zu müssen, bedeutete jeder neue Tag Schikane, es wurde exerziert, meistens mit Fußtritten und Spießrutenlauf endete jeder Tag.”
Von Moringen wird er im September 1933 in das KZ Esterwegen im Emsland verlegt. Dort muss er unterernährt Zwangsarbeit im Moor verrichten. Er erlebt mit, wie immer wieder Gefangene von der SS hinterrücks erschossen werden. Eine zeitweilige Ablösung der SS durch Polizeiwachmannschaften macht die Situation für ihn erträglicher, ist aber nur von kurzer Dauer. Nach seiner Entlassung Mitte Dezember 1933 kommt er in den Harz zurück, ist aber durch ein haftbedingtes Herzleiden beruflich stark eingeschränkt. Er arbeitet auf Baustellen, wird wieder verhaftet, findet später in einem chemischen Werk in Oker Arbeit. Im November 1943 wird er zur Wehrmacht eingezogen, nach britischer Kriegsgefangenschaft kommt er im August 1945 in den Harz zurück und beginnt die Partei wieder aufzubauen, wird in das Stadtparlament in Goslar berufen. Dort muss er gegen die alten Nazis in öffentlichen Ämtern kämpfen, so begegnete ihm jener Droste, der ihn in Moringen einliefern ließ, als Stadtverordneter der FDP wieder.
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