Frauen-KZ 1933-1938
Einrichtung und Haftgründe
Im Oktober 1933 wurde in Moringen ein Frauenkonzentrationslager eingerichtet. Hervorgegangen ist es aus einer Abteilung für weibliche Schutzhäftlinge innerhalb des ersten Moringer Konzentrationslagers. Ein großer Teil der Häftlinge kam aus dem politischen Widerstand und den Parteien der politischen Linken, im wesentlichen aus der KPD. Die größte Häftlingsgruppe bildeten die Zeuginnen Jehovas. Darüber hinaus waren in Moringen Frauen aus sehr unterschiedlichen und häufig diffusen Gründen inhaftiert. Dazu zählten der Vorwurf “abfällige Äußerungen” über das Regime oder dessen Vertreter getätigt zu haben ebenso wie der Vorwurf sogenannter Rassenschande oder der Vorwurf der Prostitution. Auch Remigrantinnen und sogenannte Berufsverbrecherinnen zählten zu den Häftlingen. Einige Frauen waren durch Fürsorgebehörden nach Moringen eingewiesen worden. Untergebracht waren die Häftlinge in einem Gebäudetrakt des Landeswerkhauses, dem sogenannten Frauenhaus. Dieses verfügte über einen eigenen Zugang und war durch eine hohe Mauer vom Hof und den übrigen Gebäudeteilen des Werkhauses getrennt. Neben den weiblichen KZ-Häftlingen waren hier auch die weiblichen Insassen des Werkhauses untergebracht.
Haftalltag
Im zweiten Stock des Gebäudes befanden sich die Tagessäle und im darüber liegenden Dachgeschoß zwei Schlafsäle, in denen im Winter große Kälte herrschte. Zum Alltag der Frauen gehörte auch die Arbeit. Sie nähten Hemden für das Zuchthaus in Göttingen und besserten Kleidung für das Winterhilfswerk aus. Diese Arbeit wurde als sehr unangenehm empfunden, da die Kleidung meist schmierig war und nach Schweiß roch. Ganze Waggonladungen alter, zerrissener und klebriger Wäsche gingen durch die Hände der Frauen und verließen anschließend geflickt wieder das Lager. Da empfanden es die Frauen schon beinahe als Privileg, wenn sie zur Erntezeit draußen auf dem Feld arbeiten mussten.
Psychische Belastungen
Den Häftlingen fehlte jeder Intimbereich. Es gab keinen Rückzugsraum. Stets herrschte Hektik und Betriebsamkeit und überall ein nie verstummendes Stimmengewirr. Die größte psychische Belastung bedeute für die Frauen jedoch die Ungewissheit, nicht nur über die eigene Situation. Wie geht es meiner Familie? Wer kümmert sich um die Kinder? Werden Sie vielleicht in ein Heim gesteckt? Sind der Ehemann oder andere Familienmitglieder auch in Haft geraten?
Zentrales Frauen-KZ für Preußen
Viele Frauen - im Besonderen die politischen Gefangenen und die Zeuginnen Jehovas - hatten bereits lange Gefängnis- oder Zuchthausstrafen hinter sich, häufig in Einzelhaft. Zunächst kamen die Häftlinge ausschließlich aus Preußen. Nach der Schließung der Schutzhaftabteilung für Frauen im KZ Brauweiler bei Köln entwickelte sich Moringen zum zentralen Frauen-KZ für Preußen. Später kamen auch Frauen aus anderen Ländern des Reiches nach Moringen. Insgesamt waren in den fünf Jahren seines Bestehens ca. 1350 Frauen im Moringer Frauen-KZ inhaftiert. Ende März 1938 wurde das Lager aufgelöst, und die Frauen wurden in drei großen Transporten in das Frauen-KZ Lichtenburg überstellt. Viele von ihnen kamen später in das Frauen-KZ Ravensbrück.
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