Politischer Widerstand
Anna Pröll geb. Nolan
Als Anna Nolan wurde sie 1916 in Augsburg geboren, mit 14 Jahren begann sie als Lehrling in einer Strickerei zu arbeiten. Ihre Eltern werden beide verhaftet, der Vater, Webmeister in einer Spinnerei, wegen “Zersetzung der Reichswehr” 1932, die Mutter im März 1933. Die Familie verliert durch die Entlassung des Vaters ihre Betriebswohnung.
Anna ist Mitglied des kommunistischen Jugendverbands KJVD, 1933 schliesst sie sich nach Besuchen bei ihrer Mutter im Gefängnis einer Widerstandsgruppe an, die mit Wandparolen und Flugblättern zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufruft. Am 1. September 1933 wird sie mit anderen Mitgliedern der Gruppe verhaftet und im Juni 1934 zu neun Monaten Haft im Frauengefängnis Aichach verurteilt, im Juli 1935 noch einmal zu 21 Monaten in Einzelhaft. Nach dem Ende der “regulären” Haftzeit wird sie in Gestapohaft genommen und im Mai 1936 nach Moringen transportiert.
Dort trifft sie im “Bayern-Saal” auf andere politische Häftlinge aus Bayern, die sie noch von früher kennt. Bei einem Besuch Heinrich Himmlers im Frühjahr 1937, bei dem er die Frauen auf unflätige Weise beschimpft, antwortet sie auf seine Frage, ob sich ihre Einstellung zum “Dritten Reich” inzwischen gebessert habe mit den Worten: “Ich habe es bis jetzt nur von der schlechtesten Seite kennengelernt.”
Nach ihrer Haftentlassung im Juni 1937 kehrt sie zu ihrer Familie zurück, muss aber im Oktober erfahren, dass ihr Vater im KZ Dachau ermordet worden ist. Im November 1938 heiratet sie gegen alle Einschüchterungsversuche der Gestapo Josef Pröll, der drei Jahre im KZ Dachau inhaftiert war. 1939 wird ihr erster Sohn geboren. Im September 1939 wird ihr Mann wieder verhaftet und erst 1945 aus dem KZ Buchenwald befreit, zwei seiner Brüder sterben im KZ bzw. an den Folgen der KZ-Haft. Anna Pröll wird ständig bespitzelt, es gelingt ihr aber doch, Kontakt zu Genossinnen aus der Moringer Haftzeit zu halten und im Untergrund lebende Genossen zu unterstützen. Sie muss in einer Möbelfabrik, die Munitionskisten herstellt, arbeiten und wird von ihrem Chef der Sabotage verdächtigt. Im Frühjahr 1945 soll sie noch als Flakhelferin eingezogen werden, kann aber untertauchen.
1945 wird sie KPD-Mitglied, 1952 in den Augsburger Stadtrat gewählt, sie kann das Mandat aber wegen eines Umzugs nicht wahrnehmen. Nach dem KPD-Verbot erlebt sie wieder Haudurchsuchungen und Bespitzelungen. Sie engagiert sich in der VVN/Bund der Antifaschisten und den Lagergemeinschaften Moringen und Ravensbrück sowie der Friedensbewegung. Sie ist eine gefragte Gesprächspartnerin für Schulklassen. Im September 2002 erhält Anna Pröll das Bundesverdienstkreuz. 2002 wird sie Ehrenbürgerin ihrer Geburtsstadt Augsburg. Kurz vor ihrem 90. Geburtstag im Jahr 2006 stirbt Anna Pröll.
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